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Dienstag, 15. Dezember 2015

Die Software Gephi – und wie man sie für Kunstgeschichte verwenden kann

Visualisierung von Daten aus der MoMA-Datenbank – Künstler und ihre Nationalität

Das Programm Gephi beschäftigt sich mit der Visualisierung von Netzwerken. Anhand von Daten, die man vorher bearbeiten kann und teilweise auch in der Software Gephi selbst, werden Verknüpfungen, bzw. Verbindungen zwischen ihnen sichtbar. 

Allgemeines zu Netzwerken

Die Beschäftigung mit Netzwerken hat ihre theoretischen Impulse aus der Soziologie und der Ethnologie. Für diese Felder ist die Netzwerkforschung ein zentrales Thema und wird häufig angewendet, um neue Ergebnissen oder neue Impulse in der Forschung zu erlangen.
Was ist überhaupt ein Netzwerk? Ein Netzwerk wird generell definiert als eine abgegrenzte Menge von Knoten (engl. nodes) oder Elementen und der Menge der zwischen ihnen verlaufenden Kanten (engl. edges).

Dabei repräsentieren die Knoten die Akteure und die Kanten symbolisieren die Beziehung zwischen ihnen. Um ein Netzwerk auszuwerten, liegt der Schwerpunkt der Beschäftigung auf den Kanten und deren Zusammenhängen.

Darstellung eines Netzwerks

Verschiedene Tools in dem Programm Gephi können das Netzwerk modifizieren. Das heißt, bestimmte Merkmale der Daten können hervorgehoben, oder nicht relevante Daten aussortiert werden, die jedoch nicht im Datensatz verschwinden, sondern nur auf der Visualisierungsebene. Übersichtlicher gestalten lässt sich das Netzwerk mit unterschiedlichen Layouts, die über Algorithmen die Daten sortieren und übersichtlich anordnen. 
Anhand von verschiedenen Filtermöglichkeiten kann man die Darstellung beeinflussen und die Analyse eines Netzwerks vereinfachen. Die Statistik-Funktion ermöglicht eine kritische Betrachtung des Netzwerks anhand von Kennzahlen. Durch diverse Optionen ist es möglich beispielsweise herauszufinden, wie hoch die maximale Anzahl von Kanten durch einen Knoten ist und durch die Filter würde sich dieser dann darstellen lassen. Um verschiedene Elemente eines Netzwerks voneinander abzuheben, gibt es zudem die Möglichkeit, das Netzwerk einzufärben und damit zusammenhängende Bereiche zu markieren. Die Größe der Knoten und die Breite der Kanten lassen sich ebenfalls einstellen, manuell oder anhand von ihrer Proportionalität zueinander. Äußerst praktisch ist auch die Darstellung der benannten Labels, also die Bezeichnungen der Knoten erscheinen in Textform im Netzwerk. Gephi bietet eine Vielzahl von Darstellungsmöglichkeiten, so dass jeder in der Lage ist, seine gewünschten Informationen aus einem Netzwerk herauslesen zu können.

Gephi in der Kunstgeschichte

Wie könnte sich Gephi, bzw. ein Visualisierungsprogramm von Netzwerken für die Kunstgeschichte anwenden lassen? Welche neuen Erkenntnisse könnte man daraus schließen?
Ähnlich der Soziologie, in der die Strukturen von Gesellschaften analysiert werden, oder sogar Facebook-Netzwerke erstellt und analysiert werden, könnte man es auch für die Kunstgeschichte verwenden. Wie wäre es mit einem Netzwerk der Maler im 15. Jahrhundert? Wer kannte wen? Wer ließ sich von wem inspirieren? Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?
Durch diverse Plugins lassen sich z.B. Timelines oder Weltkarten integrieren, die dann beispielsweise aufzeigen könnten, wie sich die Kontakte eines Künstlers innerhalb der Jahre erweitert haben oder welcher Künstler durch die Welt reiste und welche Kontakte in den jeweiligen Ländern entstanden. Diese Fragestellungen lassen sich beliebig erweitern und würden durchaus zu neuen Erkenntnissen führen.  Netzwerkforschung für die Kunstgeschichte hat Potenzial, jedoch wird es zunächst mit den Daten etwas problematisch sein. Die Daten zu erfassen, die man benötigt und dann diese auch richtig zu verknüpfen und auszuwerten, wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen. Erst wenn die Daten vorhanden sind, kann eine solche Netzwerkforschung und deren Analyse beginnen. Aber wenn es soweit ist, wird sich ein Feld neuer Möglichkeiten ergeben.

Fazit

Wie viele andere Software-Programm auch, erfordert Gephi eine etwas tiefere Auseinandersetzung. Es ist nicht unbedingt selbsterklärend und kann anfangs zu Frustrationen führen, jedoch gleicht sich das schnell wieder aus, wenn man einige Tutorials in youtube zu Hilfe nimmt und man später mit wenigen Klicks wunderbare Netzwerke erstellen kann. Ein großes Problem mag der fehlende „rückgängig-Button“ sein, den es aber in der neuen Version, die Ende Dezember erscheint, geben wird.  



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